Offener Brief: Stadtmuseum Brandenburg – Standortsuche – Positionierung des FREUNDESKREIS STADTMUSEUM e. V.
Der FREUNDESKREIS STADTMUSEUM e.V. ergreift im Ergebnis der durch Verwaltung und Politik in den letzten Jahren nicht vorangetriebenen Weiterentwicklung des Stadtmuseums im Frey-Haus die Initiative und wendet sich mit einem offenen Brief an die Verwaltung, die für den Wahlkreis zuständigen Abgeordneten der SVV, des Landes und Bundes sowie an die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt.
Wir erwarten eine freie und offene Diskussion dieses für unsere Stadt kulturhistorisch wichtigen Themas und von den Verantwortlichen eine klare Positionierung in der Sache.
Der Wortlaut des offenen Briefes:
Museumsstandort und Depot in Brandenburg an der Havel
Positionierung des FREUNDESKREIS STADTMUSEUM e. V. in der Öffentlichkeit
Das Stadtmuseum im Frey-Haus der Stadt Brandenburg an der Havel in der Ritterstraße: jahrelang von der Stadtverwaltung und den Stadtverordneten vernachlässigt, führen das Haus und seine Sammlung ein Schattendasein im kulturellen, stadthistorischen Bewusstsein der Menschen und Besucher der Stadt. Ein mehrjähriges Desinteresse und ein unzureichendes Engagement der politisch Verantwortlichen dieser Stadt münden jetzt in eine Situation, in der eine fundamentale Entscheidung getroffen werden muss. Entweder wir bewegen uns künftig auf der Ebene einer „Heimatstube“ oder aber die Stadt stellt sich der kultur- und geschichtspolitischen Verantwortung eines Stadtmuseums und macht Nägel mit Köpfen.
Für die tausendjährige bzw. bald tausendeinhundertjährige Stadt Brandenburg als Wiege der Mark und als das Oberzentrum im Westen des Landes Brandenburg ist ein Stadtmuseum der Ort, in dem die Brandenburgerinnen und Brandenburger, aber auch die Touristen der Stadtgeschichte und ihrer wechselvollen Bedeutung näherkommen können.
Der FREUNDESKREIS STADTMUSEUM e.V. hat sich vor sechs Jahren gegründet, um als Förderverein Projekte des Stadtmuseums zu unterstützen. Wir waren bisher der Auffassung, dass die Entscheidung über einen geeigneten Standort für das Stadtmuseum in der Verantwortung der zuständigen Verwaltungsgremien in Abstimmung mit den demokratisch gewählten Abgeordneten liegt. Der Zwischenbericht des Fachbereichsleiters der Kulturverwaltung, Tim Freudenberg, in der Stadtverordnetenversammlung im Juni 2020 zeigte nach Jahren des verwaltenden Überlegens, außer einer realistisch betrachtet nicht zu verwirklichenden Neubauvariante, keine Alternativen auf. Stimmen, die nach der Finanzierung des Neubaus des Depots kein Geld mehr für einen Neubau des Stadtmuseums sehen, sind durchaus ernst zu nehmen.
Deshalb haben wir, als Mitglieder des Vereins FREUNDESKREIS STADTMUSEUM e.V., als Vertreter der Brandenburger Zivilgesellschaft auf unserer Mitgliederversammlung am 15.12.2020 einstimmig beschlossen, uns in die öffentliche Diskussion zur Standortfrage und notwendigen Erweiterungen einzubringen.
Unsere konkreten Vorschläge hierzu sind:
1. Der Neubau eines zentralen Depots für das Stadtmuseum ist unter Berücksichtigung des vorliegenden Gutachtens des Fraunhofer Instituts zügig auf den Weg zu bringen und umzusetzen. Die Finanzierung des Neubaus darf unter keinen Umständen zu Lasten der Finanzierung des laufenden Kulturetats der Stadt Brandenburg an der Havel gehen. Vielmehr sollte ein Modell vereinbart werden, das die Immobilie langfristig in das Vermögen der Stadt überführt. Ebenso sollte eine finanzielle Unterstützung durch das Land eingefordert werden.
2. Das Frey-Haus und ergänzend das Gotische Haus und der Steintorturm sollen als Standorte für das Stadtmuseum der Stadt Brandenburg an der Havel etabliert werden. Das Frey-Haus ist zu diesem Zweck komplett zu sanieren und nach kurzfristig zu erarbeitenden Plänen von Museumsexperten und Architekten umzubauen und zu erweitern. Die Kombination des Denkmalschutzes und der Umbau zu einem modernen Museumsstandort stellt dabei eine große Herausforderung dar, beide dürfen sich aber nicht gegenseitig behindern. Hierbei ist auf ein hohes Maß an Kompromissfähigkeit zu Gunsten einer modernen Museumsarbeit zu achten.
3. Die Büros der Mitarbeiter*innen des Museums sollten aus dem Frey-Haus in das Gotische Haus verlegt werden, um die öffentlichen Flächen im Frey-Haus zu vergrößern. Ebenso soll das Gotische Haus für Veranstaltungen des Stadtmuseums intensiver genutzt werden.
Brandenburg an der Havel, 6. Januar 2021